Schreibrezept 1: Morgenseiten
Frei nach Julia Cameron, einer amerikanischen Künstlerin
Schreiben bedeutet schreiben. No na.
Klingt einfach, aber für viele ist es regelmäßig Überwindung, ja ein regelrechtes Ankämpfen gegen das Hinsetzen, den Stift zu nehmen und dem leeren Blatt Papier mehr oder weniger kreativ zu begegnen.
Es gibt ein tolles Rezept, um deinen Körper und Geist daran zu gewöhnen, dass Schreiben total normal ist. Morgenseiten sind ein Frei-Schreiben, ein Sich-selbst-Begegnen und eine tolle Kreativitätstechnik obendrein.
Wie schreibe ich am besten Morgenseiten?
Das Wichtigste: Es gibt es kein richtig oder falsch. Jede:r findet ihren:seinen eigenen Weg. Meine Anregungen zum Ausprobieren:
- Schreibe in der Früh, möglichst bevor du noch irgendetwas Anderes tust. Im Unterschied zum Tagebuchschreiben entwickeln die Morgenseiten eine nach vor gerichtete Energie. Sie sind ein Start in den Tag und kein abendliches Nacharbeiten.
- Schreibe ohne viel Nachzudenken was dir in den Sinn kommt – egal ob es Sinn macht oder nicht. Ohne zu korrigieren. Grammatik, Groß- und Kleinschreibung, Rechtschreibung: alles egal. Die Morgenseiten sind ausschließlich für dich selbst gedacht, um Schreibroutine zu entwickeln und Gedankenmüll loszuwerden.
- Schreibe jeden Tag mindestens drei Seiten – sagt Cameron. Immer. Ich habe das für mich abgewandelt, ich schreibe jeden Tag zwei A4-Seiten. Dafür brauche ich ungefähr 30 bis 40 Minuten.
- Schreibe mit der Hand. Ich habe das Gefühl, dann bin ich direkter mit meinem Gehirn verbunden. Mit der Hand zu schreiben empfehlen Schreibtrainerinnen rund um den Erdball.
- Schreibe mit dem Laptop, wenn dir das lieber ist, oder am Handy. 750 Wörter könntest du dir als tägliches Limit setzen. Hauptsache, du schreibst.
- Lies sie nicht durch, deine Morgenseiten, zumindest für zwei oder drei Monate. Außer es taucht eine geniale Idee auf oder die perfekte Einkaufliste.
- Verwahre deine Morgenseiten sicher vor fremden Augen. Schau, dass niemand deine Gedankenflüsse lesen kann, außer du willst das so. Je sicherer du sie weißt, desto offener und ehrlicher wirst du mit und zu dir am Papier sein.
Ich mache es so:
Ich wache auf, setze mich im Bett auf, greife zu meinem A4-Notizbuch im Nachttisch, zu meiner Füllfeder und schreibe. Ahja, die Brille brauche ich mittlerweile auch. Ganz ehrlich: Ich schreibe meistens Mist, Langweiliges, immer dasselbe. Doch es hilft, denn dann ich starte anders in den Tag, befreiter und leichter.
Probiere es aus! Drei Wochen lang. Und dann schau, ob du eine Veränderung in dir und rund um dich bemerkst. PS: Wenn du gar nicht in der Früh schreiben kannst, versuche es zu einer anderen Tageszeit und mach deine Mittags- oder Nachmittags- oder Mitten-in-der-Nacht-Seiten.
Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilen möchtest.