Schreibrezept 4: Perspektivenwechsel
Was wollen meine Leser*innen und was will ich?
Beruflichen Schreiber*innen kann es passieren, dass sie ihre Leser*innen aus den Augen verlieren. Wir sind tief in unserem Thema drinnen, wir finden es spannend und großartig – aber wir schreiben nicht für uns selbst, sondern für andere. Es fehlt dann oft der Leser*innen-Nutzen. Wenn du willst, dass deine Texte gerne gelesen werden, dann empfehle ich dir dazu die Schreibdenk-Methode Perspektivenwechsel.
Mit einem Perspektivenwechsel machst du dich mit deiner Zielgruppe vertraut. Was interessiert deine Leserschaft und was willst du selbst sagen? Kläre in nur 15 Minuten, wie du dein Kommunikationsziel mit dem Interesse der Leserschaft verknüpfen kannst. Dabei findest du „so nebenbei“ einen guten, leserorientierten Texteinstieg.
So gehts:
Denke an deinen Text, den du schreiben willst oder schon begonnen hast zu schreiben. Lies deine Notizen oder deinen Entwurf durch. Dann vergegenwärtige dir eine/n fiktive/n Leser*in. Nimm ein Blatt Papier und einen Stift und folge der Anleitung:
Schlüpfe in deine/n Leser*in hinein. Wenn dir das schwer fällt, hilft dir vielleicht, wenn du dich auf einen anderen Stuhl setzt oder den Raum wechselst. Vervollständige die Sätze aus deren Perspektive, aus dem Bauch heraus, ohne lange zu grübeln:
Ich lese den Text nicht, weil ich will, sondern weil ich soll, in meiner Funktion als …
Durch das Lesen will ich vor allem erfahren …
Ich weiß schon vor dem Lesen einiges über das Thema, nämlich …
Besonders interessant finde ich, wie die Autor*in …
Was ich an diesem Text nicht mag …
Jetzt, wo ich diesen Text gerade lese, fällt mir ein …
Jetzt schlüpfe zurück in deine Autor*innen-Perspektive. Wechle dazu gerne wieder den Platz. Notiere deine spontanen Gedanken zu folgenden zwei Punkten, indem du wieder die Sätze vervollständigst:
Ich will, dass meine Leser*innen …
Ich wünsche mir, dass meine Leser*innen von mir denken, dass ich …
Jetzt geht es um den Leser*innen-Nutzen und einen ersten Texteinstieg. Vervollständige folgende Sätze:
Wenn Sie diesen Text gelesen haben, dann wissen Sie …
Ich zeige, wie …
Darüber hinaus erfahren Sie …
PS: Wenn du eine/n „echten“ Leser*in kennst, scheue dich nicht, ihm/ihr direkt die Fragen von Punkt 1 zu stellen. Das ist die perfekte Ergänzung für diese Schreibdenk-Methode. Sie ist angelehnt an eine Schreibübung von Ulrike Scheuermann.